Lieber Michael,
eigentlich wollte ich mir gestern Abend, nach soviel Sonne tanken, noch eine Beauty-Feuchtigkeitsmaske auflegen, aber ich war einfach zu faul dazu. Genoss einfach mein Dasein im Klingen der Abendstunde in mir. Doch so verwöhnte ich mich heute früh damit und genoss es, einfach mit der Maske auf meinem Gesicht dazuliegen und währenddessen, die gerade durch mein Fenster eindringenden Sonnenstrahlen mitsamt ihrer spendenden Wärme zu genießen. Welch' Wonne am Morgen! Jetzt trinke ich meinen Brennnesselsmoothie mit ganz vielen Brennnesseln, Ingwer, Birne, Stangensellerie und ein paar Lindenblättern. Ach und etwas Ananas ist auch dabei. Hatte ich Dir schon erzählt, dass diese Beauty-Maskenwelle, richtiger Tuchmaskenwelle, aus Asien kommt und nun auch uns hier erreicht hat. Das ist wirklich eine schöne und unkomplizierte und auch entspannende Sache. Schon mal probiert? Naja und ein bisschen was tun muss man schon. Wenn man älter wird, verändert sich das mit den Hormonen und der Östrogenspiegel ist auch nicht mehr das, was er mal war. Das weißt Du ja zu gut von Deinem Testeronspiegel und das da einige Veränderungen mit einhergehen. Die Maske ist aber kein Ersatz für eine Ernährung mit viel Obst, Grünzeug und Gemüse. Übrigens wusste ich nicht, dass Du Dich darüber nur mit Deinem besten Freund und Deiner Geliebten unterhalten würdest, dass sich das andere doch nicht gehört. Sorry, wusste ich nicht. Hat mir halt noch keiner gesagt und über Beauty-Sachen mich mit meiner besten Freundin unterhalten, das ist so ziemlich vorbei. Das war mit 15 und 17. Jetzt haben wir geistreichere Themen, statt die Zeit mit Gesprächen über Beauty zu vertrödeln. :-)
Nein, Quatsch. Mit ihr rede ich auch darüber und wir tauschen uns aus, wenn es sich ergibt. Ich lasse das Thema künftig bei uns aus, denn ich möchte nicht bei Dir in einen Bereich eindringen, der Deiner Geliebten und Deinem besten Freund vorbehalten ist. Ich dachte eben nur so, weil Du mir ja seitenlang von Deiner Fahradkette schreibst, die Dir ständig abspringt und wie Du Deine Körpergerüche vermeidest, wenn Du auf Arbeit radelst. Ich finde da ja nichts dabei. Ich finde es viel schlimmer, wenn Gifte und anderer Unrat in Form von Worten versprüht werden, die aus dem Mund kommen. Naja klar, auf seinen Körpergeruch sollte man auch etwas achten. Wenn die ganze Wohnung nach Schweißmauken riecht, dann ist das schon zum ausreißen und das Sprichwort: "Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?" ist auch nicht mehr up to date. Doch zurück zum Thema, das wir beide nunmal hatten und es natürlich nicht wieder haben werden. Es kommen Fältchen und Falten und das Kinn und das, was darunter liegt, wird auch oft immer wabbeliger.
Doch all das kann man sogar mögen, wenn man es nicht ablehnt, sich damit nicht ablehnt und trotzdem Lust und Freude daran hat, sich Gutes zu tun. Naja und mit so einer Maske z.B. können sogar die, die Probleme mit Meditation haben, da leichter Zugang finden. Man gönnt sich die 15 Minuten, legt die Tuchmaske auf, legt sich bequem hin und beginnt sein Gesicht zu spüren, wie die Inhaltsstoffe der Maske wirken, die Haut in Bewegung bringen, wie die Haut und Unterhaut zu fließen beginnt und dieses Fließen in der Tiefenentspannung sich auf den ganzen Körper übertragen kann. Selbst wenn nach diesen 15 Minuten die Falten immer noch da sind, liebt man jede einzelne davon, weil man sich einfach wohl in seiner Haut fühlt und ein entspanntes Gesicht ist auch ein schönes Gesicht unabhängig von der Anzahl und Tiefe der Falten, in die das Leben seine Geschichte geschrieben hat und das Doppelkinn muss auch nicht unbedingt mit einem Seidenschal kaschiert werden. Was anderes ist es, wenn man es liebt Seidenschals zu tragen, dann ist es wieder schön. Sieht ja auch schick aus. Zu Dir passt das eben auch perfekt. Das Schöne wirkt eben wie ein Magnet auf uns und das Harmonische und in die Einheit eingewobene ist eben schön. Warum fühlen wir uns denn so wohl mit Menschen, von denen etwas in sich Ruhendes ausgeht, bei denen man spürt, sie sind keine Gefangenen von Gedanken? Wir fühlen uns von denen weder ausgegrenzt noch eingeengt, sondern ein sanfter Duft umschwebt uns lediglich, der Seelenduft. Wir können in der Gegenwart solcher Menschen, den Frieden spüren, der auch in uns ist. Sie sind im Einklang mit ihrer Natur, mit ihrem Wesen und frei von Ehrgeiz. Ob es der stille See ist, das brausende Meer, der sich im Wind wiegende Baum, der zwitschernde Vogel, die dicke Wolke, die vorüber zieht oder sich gerade ergießt, sie alle drücken das aus, was sie wahrhaft sind, ohne den Gedanken und dem Bestreben, was anderes sein zu müssen oder etwas anders machen zu können und damit kommt eine Kraft und Einheit mit allem was ist zum Ausdruck. Sie fühlen sich nicht falsch und nicht richtig. Frei von Gedanken, wirkt der große Geist durch sie, wie auch durch den Menschen. Nur der Mensch irrt, weil er sich aus der Einheit gerissen fühlt, es aber nicht ist. Er darf seine Besonderheit leben als Individuum und anders sein, denken, fühlen und handeln als andere und ist trotzdem richtig, auch wenn er im nächsten Moment anders denkt, fühlt und handelt. Wir dürfen uns entfalten, Neues erleben und entdecken durch Erfahrung. Wir haben Glück, Mensch zu sein und hier sein zu dürfen und diese Vielfalt für uns nutzen. Ich habe Glück, so zu sein, wie ich bin. Michael. Du hast Glück, so zu sein, wie Du bist. Jetzt habe ich mal wieder genug palavert! Palavern ist doch ganz schön und es hat für mich auch nichts mit "smalltalk" zu tun. Der kann schon wieder anstrengend sein. Hat eher was mit dem zwanghaften Versuch, mit jemanden ins Gespräch zu kommen zu tun. Man möchte einander gefallen und in Kontakt kommen, weil man ihn nicht fühlt. Palavern ist fast wie Tiefenentspannung. Es fließt etwas aus einem heraus und beschwingt zum Tanz der Seele. Nein, es entspringt dem Tanz der Seele, einer Seele, die sich einfach frei fühlt. Beim Palavern will man nichts, weder von sich selbst noch von einem anderen. Es geht auch nicht um eine Antwort auf etwas oder einem Kommentar und doch erfährt man voneinander, selbst wenn keiner auf das eingeht, was der andere von sich gegeben hat. Es sind die Wesen, die in Berührung kommen und der Verstand, der meist irgendetwas abarbeiten will, ruht einfach. Es kommen die Wesen einander in Berührung, die einander in Resonanz sind und das Einheitsgefühl kann so wachsen und gedeihen. Es wächtst, wenn wir mit uns selbst im Einklang sind.
Wenn man Lust hat, geht man beim Palavern auf vom anderen Geschriebenes oder Gesagtes ein bzw. auf etwas davon ein und wenn nicht, nicht. Man macht nicht die Themen, die jemand hat zu seinen eigenen. Das heißt nicht, dass man denen gleichgültig gegenüber ist, doch es macht vielleicht einfach keinen Sinn, z.B. eine versalzene Suppe noch mehr zu salzen. Das Herz weiß immer und immer besser, was das Richtige ist, besser als der ego- und vergangenheitsbehaftete Verstand, der sich mit neuen Zutaten schwer tut. Man folgt einfach immer seinem eigenen Herzen und damit ist man auch am stärksten und intensivsten mit dem Herzen des anderen, mit dem man palavert verbunden. So kann sich jeder frei fühlen und aus Freiheit entspringt die größte Verbundenheit, die wir erfahren können und das Echte kristallisiert sich immer stärker heraus. Man inspiriert und beschwingt sich nur gegenseitig dazu, bei sich zu sein und lässt fließen, was gerade ist, ohne sich an etwas Äußeres festzuhalten. Man will niemanden bedienen und sich nicht bedienen lassen und so geschieht mehr Schönes dabei, als bei dem Versuch, einem anderen Antworten zu liefern. Wir sind ja schließlich Menschen mit einer Seele, beseelte Wesen und kein Lieferservice, der für andere die richtigen Antworten parat haben kann. Es passiert manchmal, wenn die Seelen verbunden sind und wach füreinander. Doch wahr ist etwas nur, was mit dem eigenen Herzen erfasst und erkannt ist.
In diesem Sinne
herzliche Grüße Malina
"Intelligenz, die voll erwacht ist, ist Intuition und Intuition ist die einzig wahre Führung im Leben."
J. Krishnanurti
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