Meister

 

 

Liebe Beatrice,

 

den gestrigen Brief an Dich habe ich natürlich wieder von meiner Seite gelöscht. Den kann ich einfach nicht stehen lassen. Ich fand die Geschichte einfach so amysant, doch gleichzeitig auch nicht hervorhebenswert. Ich wäre dem nicht hinterhergelaufen, sondern hübsch sitzen geblieben.
Außerdem geht es letztendlich für mich um den Meister, den ich in mir fühle (sofern man etwas überhaupt in Worte kleiden will) und der wandelt von Augenblick zu Augenblick sein Gesicht und die Kunst besteht darin, ihn in allem was sich Dir offenbart, zu erkennen. Das hat seelisches Wachstum und seelische Reifung zur Folge.
Natürlich gibt es kosmische Meister, die einen so hohen Bewusstseinszustand erreicht haben, dass Sie als eine große transformatorische Kraft auf die wirken, die für diese Energien erreichbar sind und auch auf die, die diese Energien noch nicht spüren. Doch je offener etwas ist, desto mehr kann einfließen.
So wie es mich zu allem führt, was ich begegnen soll, hatte es mich eben auch zu Meister M. (M. Mantese) geschlagen. Und ich hatte bald das Gefühl, dass es dabei nur um eine einzige Erfahrung ging, die ich zu machen hatte und alles andere, was ich nebenbei erlebte, war peanuts, so schlimm sich manches anfühlte bis es sich von mir gelöst hatte. Ich hatte nie in meinem Leben mich bei einer realen Begegnung so geachtet, geliebt und wertgeschätzt gefühlt. Ich fühlte eine Ebenbürtigkeit und einen Gleichklang, der unaussprechlich war. Ich fühlte eine Herzkommunikation, die so klar war, wie wenn zwei Menschen sich unterhalten mit Worten, mit Lauten. Doch hier lief alles ohne Laute ab und war klarer als sonst etwas. Ein Meister schaut eben nur das Licht und so nimmt man auch das Größte und Höchste in sich wahr. Da existiert kein Raum und keine Zeit mehr in der irgendeine Frage auftauchen könnte oder ein Wunsch. Alles, was Du zuvor an Gedanken, Fragen und Antworten hattest, fällt dabei in seinem sich eventuell noch einmal aufbäumen in sich zusammen. Er mehrt nicht die Illusion und spiegelt Dir nicht irgendwelchen Sudel, der vielleicht gerade in deiner Aura ist oder irgendwelche negativen Gedankenmuster. Er schaut praktisch nur Licht und Du siehst nur Licht. Du erkennst Dich, Dein höchsten Wesen, das Dir innewohnt bzw., das Du bist.
Du erfährst größte und innigste Liebe, die nichts mit Verliebtheit zu tun hat. Sie war für mich eher mit einem plötzlichen inneren Aufblühen vergleichbar. In diesem Aufblühen entfaltet sich Dein wahres Wesen immer stärker und gleichzeitig löst sich von Dir immer mehr, was nicht zu Dir gehört. Das ist auch der Grund, warum solchen Begegnungen auch mit großen Schmerzen und Irritationen verbunden sein können. Sicher erfährt es jeder anders und ich kann nur von der meinen sprechen.
Etwas „Fremdes“ mit dem Du Dich identifiziert hast, womit Du Dich bereits verwachsen fühltest und zu Dir gehörig, beginnt sich zu lösen.
Das ist ein Prozess, den jede Seele geht. Es ist unsere Bestimmung, ob mit oder ohne Meister. Doch dieser kann eben mit seiner Kraft Prozesse beschleunigen. Du wirst schneller mit dem, was Du wirklich bist und auch nicht bist konfrontiert.
Liebeskraft ist eben die höchste Kraft und ein Mensch, der diese Kraft in sich noch nicht voll entwickelt hat, kann sich noch so verliebt und voller Liebe fühlen, doch es ist nicht die Liebe, die aus einem hohen Bewusstseinsstand heraus resultiert, die jenseits von Gut und Böse fließt.
Er hat alle Wertungen und Ur-Teile überwunden und lebt gegenwärtig und frei von Gedanken, die in die Zukunft oder in die Vergangenheit reichen. Sein Wesen ist absolute Präsens im Augenblick.
Diese Liebe und Aufmerksamkeit zu erfahren, ist nicht an Wünsche gekoppelt, die Person aus der diese Kraft strahlt, besitzen zu wollen.

Wenn Du in der Sonne liegst und Dich bescheinen lässt, willst Du die Sonne auch nicht für Dich besitzen. Wozu auch? Sie kann Dir nicht mehr geben, als sie gibt und mehr wird nicht erwartet. Man fühlt nur Dankbarkeit für ihr scheinen und fühlt sich gut. In der Anwesenheit eines Meister kannst Du beschleunigt eine Erfahrung machen, die Dir höchste Einsichten vermittelt.
Wenn wir uns verlieben, dann wollen wir gerne mit diesen Menschen zusammen sein und möglichst gleich unser ganzes Leben gemeinsam verbringen. Wir fühlen Seelenverwandtschaft und Nähe und die Lust nach Verschmelzung, in der wir schon drinnen zu stecken scheinen beginnt.
Sich verlieben hat so meist immer etwas mit Erwartungen an die Zukunft zu tun und wir fühlen uns dabei immer in ein Bild verliebt, das wir in den anderen gerade projizieren. Es hat immer mit etwas Vergangenem zu tun, an das wir wieder ran wollen, womit wir wieder in Kontakt kommen wollen.
Das rührt einfach daher, weil wir selbst noch nicht aus den hohen Bewusstseinszustand leben und in diesem sind, wo wir reine verwirklichte Liebe ausstrahlen, sondern sie ist immer mit einer gewissen Bedürftigkeit in irgendeiner Form verbunden, mit Wünschen und Vorstellungen und auch Idealisierungen. All das sind Zeichen, dass diese Verliebtheit aus irgendwelchen in uns wohnenden Mustern resultiert, aus Konditionierungen, Prägungen, Erinnerungen usw. oder es verbirgt sich die reine Biologie dahinter, der Wunsch nach der sexuellen Energie des anderen Geschlechtes, bzw. die Natur hat es einfach eingefädelt, um den Nachwuchs zu sichern. Das heißt, es geht um die Vermehrung des Tieres aus den tierischen Trieben heraus, weil wir uns dann eben gerade auf der Tierstufe bewegen.
Doch wir verlieben uns dafür trotzdem meist nicht in irgendwen, sondern in jemanden, wo es bereits Verbindungen gibt, die wir in uns oft nicht mehr wahrnehmen. Unsere Seele führt und in Lebenssituationen, wo wir diese erkennen können und uns transformieren.
Das Leben ist der höchste Meister!

Solange wir von unseren Konditionierungen nicht frei sind, ziehen wir immer wieder Menschen in unser Leben, wo wir einander als Erfüllungsgehilfe dienen, uns gegenseitig mit unseren Mustern zu konfrontieren und wo es darum geht, diese Stück für Stück aufzulösen, uns zu transformieren in ein höheres Bewusstsein. So kann sich diese Verliebtheit von einer unreifen Liebe in eine reife Liebe wandeln, in eine Partnerschaft, die frei von gegenseitigen Wünschen an den anderen besteht, weil eben auch die Wünsche sich in dieser wachsenden Vollkommenheit auflösen.
An die Stelle von Wünschen und Hoffnungen tritt gegenseitige Aufmerksamkeit und Empathie.

Doch das wird nur geschehen, wenn diese Partnerschaft praktisch mit wahrhafter Liebe gesegnet ist, ansonsten wird das Paar wieder auseinandergehen bzw. unglücklich miteinander zusammen bleiben.
Doch transformieren sich die Partner, wird es immer zu einer höheren Qualität der Partnerschaft kommen. Es ist dann nicht so, wie es gegenwärtig oft der Fall ist, dass die Partnerschaft immer mehr abstumpft und sich jeder mehr und mehr von dem anderen zurückzieht und jeder lebt sein Leben im Grunde ohne den anderen, sondern, es wird ein immer stärkeres ineinander wachsen und jeder erfährt sich durch den anderen bereichert und genährt durch die erfahrene Seelenerweiterung und nicht dadurch, dass der andere den innerlich gefühlten Mangel des anderen ausgleicht.
Das alles kann eintreten, wenn jeder die in ihm spürbaren Konflikte immer wieder bereit ist, in sich zu lösen und sich so transformiert. Auf jeder neu erreichten Stufe zeigt sich, ob die Partnerschaft noch stimmt, weil es ja zu einer Veränderung der Resonanz gekommen ist durch den stärkeren Liebesfluss, der damit immer einhergeht. So kann sich ein Paar durch Erlösung seiner Muster immer stärker und inniger verbunden fühlen bzw. können sich Verbindungen lösen, die nur Lebensmuster zur Grundlage ihrer Beziehung waren. So ein Paar wird automatisch irgendwann auseinander gehen. Je mehr Muster ein Mensch in sich trägt, desto öfter und schneller wird er sich verlieben und immer wieder Beziehungen haben wollen, weil seine Muster einfach nach Auflösung rufen. Doch es sind dann auch oft oberflächliche Partnerschaften, weil sich eben oft nur in den Mustern berührt wird und gleichzeitig dem aus dem Wege gegangen wird. Je weniger ein Mensch mit seinen Mustern in Berührung kommen möchte, dest mehr wird er den Abstand halten wollwn zu dem, was sein Muster berühren kann, um den alten Schmerz nicht nocheinmal erfahren zu müssen.
Sind die Muster und Konditionierungen aufgelöst, dann sind Partnerschaften möglich, wo sich die wahren Wesen einander finden und es zu einer wahrhaft harmonischen Partnerschaft kommen kann, weil beide keinen seelischen oder emotionalen Mangel durch den anderen auszugleichen suchen.
Hier ist die reife Partnerschaft möglich, wo nur noch das Dienen eine Rolle spielt, was jedoch ein Dienen aus dem sich beschenkt fühlen ist.
Wo wahre Seelenliebe ein Paar verbindet, ist die Auflösung aller Muster möglich und die Liebe vermehrt sich dabei und gewinnt an immer mehr Tiefe.
Der Meister und Menschen mit sehr hohem Bewusstsein, die reine Liebe ausstrahlen, sind Helfer für die Menschen auf den Weg der Selbstverwirklichung.
Bei einem Meister ist Liebe in absoluter Reinheit und Bedingungslosigkeit erfahrbar durch seine absolute Präsens in der Liebe.
Vielleicht ist es das, was immer wieder zu allen Zeiten Menschen zu einem Meister zieht. Dort schauen sie in einen reinen Spiegel und können ihre eigene Reinheit erkennen, das was sie wahrhaftig sind und das, was sie nicht sind, immer mehr und leichter hinter sich lassen, wenn sie bereit sind, sich ernsthaft mit sich auseinanderzusetzen. Das ist auf jeden Fall meine Erfahrung.
Authentisch sein, heißt in Liebe und Wahrhaftigkeit zu sein.
Alles hilft vorwärts, solange das Handeln und Tun aus dem ureigenen Impuls, dem eigenen Herzen entspringt und nicht danach trachtet, Liebe zu erheischen oder sich beliebt zu machen.
Der Macher verschwindet und das Geschehen aus dem Herzen übernimmt die Führung.
So viele Dinge wie möglich machen, die einfach der Intuition entspringen, ist das beste Mittel, sich selbst immer näher zu kommen.
Das Malen aus dem Herzen empfinde ich nach wie vor als sehr wertvoll dafür. Wenn das Malen zu einem Prozess wird und es nicht um die Schaffung eines Abbildes geht, das Du im außen siehst und nachahmen willst, führt Dich das immer stärker in Dein eigenes Zentrum. Es ist ein Durchschreiten von Welten, die Du gleichzeitig hinter Dir lässt.
Was Gurdjieff anbelangt, werde ich versuchen, mal was von Ihm zu lesen zu bekommen. Er ist bei den Nomaden aufgewachsen und viele Techniken, die er bei seinen Schülern anwandte, sind einfach Techniken, die er bei den Nomaden gelernt hat. Er hat viel Wertvolles damit aus der unzivilisierten Welt in die zivilisierte Welt gebracht, die helfen können, sich wieder zu entdecken.
Techniken wirken immer, die kann jeder anwenden bei jedem, sofern er sie beherrscht.
Doch wahrhaft Liebe ausstrahlen, das kann nur der, der sie in sich verwirklicht hat.
Viel Spaß weiter auf Deinem Weg zu Dir.

 

Herzlichst
Malina

 


 

 

Die Seele antwortet

 

Du fragst, wo geht es lang,
Was musst du tun,
Damit in ewiger Erleuchtung
Du leben kannst?


Ich sage, tu nichts und suche
Keinen Weg. Schau einfach hin
Und halte aus,
Was kommt und geht.


Halt nichts fest und
Jage nichts nach,

Sonst schläfst du ein,
Bist das,
Was dir bereitet Pein.

 

 

                                                   Ute Malina Rößner


 

 

 "Man muss fühlen, fühlen und empfinden. Damit beginnt Selbsterinnerung,

Bewusstsein des Selbst.“

 

Gurdjieff
aus https://de.scribd.com

 „Die Menschen ahnen nicht, wie sehr sie der Furcht ausgeliefert sind. Diese Furcht ist nicht

leicht zu bestimmen. Zumeinst ist es Furcht vor peinlichen Situationen, Furcht vor dem,
was der andere denken mag.“

 

Gurdjieff
aus https://de.scribd.com

 "Und das ist das taoistische Paradox: welch eigene Macht man spüren kann, wenn man es wagt, dem zu vertrauen, worüber man keine Macht hat." S.67

 

Stephen Schön
aus "Wenn Sonne und Mond
Zweifel hätten"

Peter Hammer Verlag

 Resonanz heißt: Etwas wird zum Schwingen oder Erklingen gebracht. Die Fähigkeit des Menschen zu emotionalem Verständnis und Empathie beruht darauf, dass sozial verbindende Vorstellungen nicht nur untereinander ausgetauscht, sondern im Gehirn des jeweiligen Empfängers auch aktiviert und spürbar werden können. Es muss demnach ein System wirksam sein, das den Austausch von inneren Vorstellungen und Gefühlen bewerkstelligen und außerdem die ausgetauschten Vorstellungen im Empfänger zu einer Resonanz, also zum Erklingen bringen kann. Es würde jenen gemeinsamen, zwischenmenschlichen Bedeutungsraum erzeugen, von dem bereits die Rede war . S.17

 

Joachim Bauer
aus "Warum ich fühle, was du fühlst"

Heyne-Verlag

"Wir müssen einen neuen Menschen hervorbringen, der frische Augen und neue Werte mitbringt. Eine völlige Abkehr von der Vergangenheit - das bedeutet, rebellisch zu sein." S.12

 

Osho

aus "Jetzt oder Nie"
Allegria Verlag


"Der alte Mensch hat uns alle an den Rand des Todes gebracht....Nur eine völlig neue Art von Mensch kann diese Menschheit, diesen Planeten und das wundervolle Leben auf diesem Planeten noch retten." S.13

 

Osho

aus "Jetzt oder Nie"
Allegria Verlag

"Wir müssen über die Psychoanalyse hinausgehen, und solange wir nicht zu den Methoden der Bewusstseinsentwicklung vorstoßen, zum inneren Wachstum des Seins, zur Erweiterung des Bewusstseins, wird die Psychoanalyse nicht viel helfen können." S.166

 

Osho

aus "Jetzt oder Nie"
Allegria Verlag

„Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper. Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle. Ich habe Wünsche, aber ich bin nicht meine Wünsche. Ich habe einen Geist, aber ich bin nicht mein Geist. Ich bin ein Zentrum aus reinem Bewusstsein.“

 

Roberto Assagioli

aus
www.visionsschmiede.ch

 

 

 

 

 


 

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