Leonore spricht Teil 3

 

Lieber Lublin,

 

 

die Geschichte von Leonore geht weiter und Deinem Wunsch entsprechend sende ich Sie Dir zu.

Falls Du Dir die vorhergehende noch einmal in Erinnerung rufen möchtest, ist hier der Link zu Teil 2.

 

http://www.malina-arts.de/briefe/1408-leonore-spricht-teil-2.html

Herzliche Grüße an Dich

Malina

 

 

Fortsetzung:

 

Ich wusste nicht, wie es weiter gehen wird. Wusste nicht, was zu tun ist, welches die nächsten Schritte sind. Ich wusste zu keinem Zeitpunkt meines Lebens weniger als jetzt. Alles schien so ausgelöscht in mir, nicht mal mehr durcheinander oder irritiert fühlte ich mich.
Ich fühlte auch keine Angst und keine Unsicherheit, obwohl alles doch so unsicher geworden war, so zerbrechlich, so fraglich, so ungewiss und ich wusste auch, es gab keine Richtung mehr, in die ich das Leben sich hinbewegen fühlte, jedenfalls nicht, was es uns als Paar anging oder auch als Familie.
Es schien, als hätten wir nur diesen Augenblick, diesen der gerade ist. Dieser Augenblick war wie eine kleine Insel und rundherum kein Land in Sicht, das man ins Visier nehmen könnte, um gegebenenfalls darauf zuzusteuern, jedenfalls erst einmal in Gedanken. Doch es war nicht. Diese kleine Insel des Augenblicks war da und hier ging es mir sehr gut. Es gab gar keinen Grund, wegzuwollen. Ich fühlte eine Weite und Grenzenlosigkeit, die nichts mehr überwinden muss, keine Schranke, keine Hürde, keinen Gedanken... In diesem Nichts wissen, schien alles so erfüllt. Das Leben pulsierte in mir und machte mich still und fast demütig. Den wollte ich auskosten und erleben mit allen Sinnen, am liebsten immer, das spürte ich. Der nächste ist ungewiss und doch liegt in dem gegenwärtigen eine so große Sicherheit, dass diese Ungewissheit des nächsten Momentes ausgelöscht ist und unbedeutend, weil es ihn gar nicht gibt, wenn man im jeweiligen Moment aufblüht. Hier war mein Mann, der mir fremder und vertrauter war als zuvor. Ich spürte, dass auch sein Leben sich verändern wird, total verändern wird und ich wusste nicht, was das für uns bedeuten wird. Ich hatte also nur diesen Moment, denn ich wusste auch, ich werde ihn lassen, weil auch ich in keine Rolle mehr gehen würde, um mir eine scheinbare Sicherheit aufrechtzuerhalten oder aus Angst, es könnte die Harmonie stören, wenn ich nicht angepasst bin, wo das Leben einen von einem ständigen Gefühl des Wunsches, auszubrechen begleitet. Ich ahnte in dieser sicheren Verautheit, wir sind zwei Fremde geworden, ohne das Recht, einen Anspruch aneinander zu stellen. Ich konnte nichtmal  mehr einen an mich stellen, denn ich spürte die Macht des Herzens. Das wahre Wesen eines jeden kann sich nur entfalten, wenn jeder seinem eigenen Herzen folgt und das bedingungslos.
Ich fühlte die absolute Wahrheit darin, wenn ich auch wusste, dass das ein Weg ist, der steinig sein kann, weil nicht nur andere einem dabei ständig Steine in den Weg versuchen zu legen aus ihrer eigenen Unsicherheit, ihren Ängsten, die sie in Sorgen um einen gehüllt haben und auch Machtgelüsten usw. heraus, nein, wir tun es auch selbst aus unseren eigenen Programmierungen, Lebensmustern und Glaubenssätzen heraus, die uns erst bewusst werden müssen, um uns Stück für Stück davon zu befreien.
Das Leben ist nichts, was festgehalten werden kann und wenn man es versucht, beraubt man sich des Lebens Schönheit und Kraft, die sich entfalten will.
Nichts war mehr wichtig, nur noch das Leben selbst, nur noch das, was gerade ist.
Ja, ich wollte, dass er beginnt, sich zu entdecken mit all seinen wahren Wünschen und er sollte sie leben. Ich spürte etwas in ihm, das ausgedrückt werden wollte, um es zu erfahren und dafür wollte ich ihm auch nicht Wege stehen. Jetzt in diesem Moment, wo ich mehr Nähe zu ihm fühlte und mich mit ihm verbunden, wusste ich, dass wir weiter voneinander entfernt waren als je zuvor und doch war es schön, das zu fühlen und vor allen Dingen, sich zu erlauben, es zu fühlen. Es ist ein schönes Gefühl, nichts halten zu müssen, weil keine Verlustangst, keine Existenzangst, keine Fragen zu spüren sind.
Das einzige, was schlimm ist, zu verlieren, schien mir in dem Moment, den Zugang, die Verbindung zum eigenen Herzen.

Ich wollte auch für mich dieses Abenteuer Leben, selbst wenn es einen absoluten Rückzug in Stille, Alleinsein oder Trubel bedeuten würde und gar nicht nach Leben aussieht.  Doch, wenn es das ist, was das eigene Herz in dem Moment  leben will, ist es richtig. 

Ich ahnte, dass es  das einzige ist, das zu leben sich lohnt und dass auch nur das das wirkliche Leben ist.
Leben ist, wenn wir den Augenblick so leben, uns dem hingeben, wie wir es aus dem Herzen fühlen,
ohne dass wird den Verstand mit seinen Programmen sich einmischen lassen, der eh nur immer wieder dasselbe abspult in einem anderen Gewand, doch uns daran hindert, selbst wahrzunehmen und nicht will, dass wir unserer eigenen Intuition, unseren Herzensgefühl trauen.

Er gaukelt uns gern ein buntes Leben vor mit vielen Ablenkungen und schönen Dingen, mit Schmeicheleien

und scheinbaren Erfolgen, die sich letztendlich doch nur leer und schal anfühlen. Er will uns immer wieder nur verunsichern, damit wir auf die einprogrammierten Erfahrungen hören, auf Lehrmeinungen, auf Autoritäten, auf das, was gerade dem Zeitgeist entspricht. Natürlich wusste ich, dass wir auch andere verunsichern, wenn wir nicht mehr die Rolle spielen, die ihnen vertraut ist und dass sie versuchen werden, uns in der Rolle zu halten.  Wir können die  Kraft, die wir brauchen, um unseren Weg weiter zu gehen nicht mehr von Zustimmungen durch andere beziehen.

Wir können trotzdem viel mehr Kraft in uns erleben, als uns Millionen von Stimmen aus dem außen schenken können. Es ist die lebendige Kraft, die Lebenskraft, die wir in uns strömen spüren, die Kraft, die in unserem Herzen schlummerte und verkümmerte, bis wir diese wieder zugelassen haben. Nichts kann einem mehr Sicherheit und Vertrauen geben als diese Stimme, diese Kraft und Energie, die direkt aus unserem Herzen unser Wesen füllt und ausmacht. Sie ist zweifelsfrei und eindeutig.

Wir sind nicht hier, um Programme abzuarbeiten, die andere in uns programmiert haben und wir dann zu unserem Programm gemacht haben. Wir sind nicht hier, um Erfolge nachzuweisen. Wir sind nicht hier, um anderen um den Preis der Selbstaufgabe zu gefallen. Wir sind nicht hier, um einen eingeschlagenen Weg weiterzugehen, wenn wir spüren, das unser Herz zu etwas anderem ruft. Wir sind nicht hier, um das Leben zu berechnen und zu kalkulieren und uns verdient zu machen.
Wir sind hier! Wir sind einfach hier, weil das Leben sich durch uns ausdrücken will. Wir sind hier, weil unser Seelenpotenzial sich entfalten will und dafür tragen wir alles in uns, dass das möglich ist.

So wie die Tulpe bereits in der Zwiebel alles in sich trägt, um zu einer wunderschönen Tulpe zu erblühen, wenn sie auf den entsprechenden Boden wachsen kann und die klimatischen Bedingungen stimmen, so ist es auch mit uns Menschen, obwohl es für uns weitaus schwieriger ist.

Wir sind kreative Wesen und für uns sind viele Wege offen, das zu verwirklichen, was wir sind. Das birgt viele Fallen und viele Prüfungen werden uns auferlegt. Doch, wenn wir bei all dem lernen, dass die Entscheidungen, die aus dem Herzen getroffen werden, ohne Rücksicht auf Meinungen anderer, dann erfahren wird, dass wir selbst immer harmonischer werden und sich das Umfeld, in dem wir leben ebenfalls besser gestaltet.
Die Herzen sind alle miteinander verbunden und so ist eine Herzensentscheidung in jedem Fall immer richtig.

Es war inzwischen dunkel geworden. Die Erlebnisse des versunkenen Tages vibrierten noch so lebendig und schön in mir nach. Die wohlige Wärme, die uns einhüllte, schienen wir beide gleichermaßen zu genießen. So saßen wir seit Stunden auf unserer Terrasse, ohne dass wir groß miteinander redeten. Georg schien es genauso zu genießen wie ich, nicht reden zu müssen und sich wegen nichts rechtfertigen zu müssen. Zwischenrein nahm er immer mal wieder meine Hand und ließ sie wieder los. Ich strich ihm mit meiner Hand über seine Wange, küßte ihn auf die Stirn und holte mir eine Decke, denn es wurde langsam kühl....

 

Fortsetzung folgt:

 

 

 

 

 

 

Würde

 

Welch Würde aus dir spricht,

Zeigt sich,

Wenn du bei dir bleibst,

Wenn andere dich bahandeln

Als wärst du ihr Knecht.

 

Welch Würde aus dir spricht,

Zeigt sich,

Wenn kein Groll in dir entsteht,

Der dich peinigt und will

Dass du zurück schlägst.

 

Welch Würde in dir ist,

Zeigt sich,

Lässt du dich nicht verwickeln

Dort, wo Würde nichts zählt,

Sondern nur der Eigenwille gilt.

 

Welch Würde in dir ist,

Zeigt sich,

Wenn du erträgst,

Dass der andere schwach,

Und dich nicht acht.

 

Welch Würde in dir ist,

Zeigt sich,

Wenn keine Rache in dir ist,

Sondern dich nur bestimmt,

Was reine Liebe ist.

 

 

 „Alle haben Angst vor der Freiheit. Das ist der Grund, warum alle auf der Welt unter Bergen von Verdrängung verschüttet sind. Jeder Mensch ist ein vielfacher Sklave. Er ist der Sklave seiner Eltern, er ist der Sklave seiner Religion, er ist der Sklave seines Status,
er ist der Sklave seiner Nachbarn… alle möglichen Versklavungen, die nicht sichtbar sind.“
S.208

 

Osho
aus „AUTHENTISCH SEIN“

innenwelt verlag

"Wird der Tendenz des Lebens, nämlich zu wachsen und zu leben, entgegengearbeitet, dann macht die gehemmte Energie einen Umwandlungsprozeß durch und wird zu lebenszerstörender Energie." S. 18

 

Erich Fromm
aus "Was anzieht,
ist immer das Lebendige"

Manesse Verlag Zürich

 „Wenn ich das Wort Verantwortung benutze, dann in dem Sinne, wie man es benutzen sollte. Verantwortung bedeutet, dass alles, was du tust, deine eigene Antwort ist. Wenn ich dich frage: „Gibt es einen Gott?, und du erwiderst mir: „Ja, denn so steht es in der Bibel geschrieben“, ist das keine verantwortliche Antwort, sondern ein Zeichen deiner christlichen Unterwerfung. Aber wenn du sagst: „Das weiß ich nicht. Mir ist bisher noch kein Gott begegnet“, ist das eine Antwort, dann plapperst du keinen Katechismus nach….nein!
Vielmehr stellst du dich selbst in Frage und antwortest darauf unmittelbar. Aus dir selbst heraus zu antworten, ist die Bedeutung von Verantwortung. Freiheit bringt Verantwortung. Verantwortung hilft dir, immer freier zu werden. Und nur ein Mensch, der den Geschmack der Freiheit kennt, der die Schönheit der Verantwortung kennt, darf sich als Mensch bezeichnen.“S.219

 

Osho
aus „AUTHENTISCH SEIN“

Innenwelt verlag

 "Es gibt nichts Wirksameres,
um einen Menschen zu brechen,
als ihn von seiner Schlechtigkeit

zu überzeugen." S.20

 

Erich Fromm
aus "Was anzieht,
ist immer das Lebendige"

Manesse Verlag Zürich

 „Die ganze Lebenskunst für den neuen Menschen besteht also in dem Geheimnis, auf das Herz zu hören – bewusst, wach und aufmerksam. Um ihm zu folgen um jeden Preis., und hinzugehen, wo auch immer es dich hinträgt. S. 30

 

Osho
aus "Schicksal, Freiheit
und die Seele-
Was ist der Sinn des Lebens?"

Goldmann-Verlag

 

 

 

 

 


 




 


 

 

 



 



 

 


 


 

 


 

 




zurück