Nutzen und Gefahren von Therapie

 

Liebe Philine,

 

nun möchte ich dir endlich antworten zu dem Material, das du mir zugesandt hast und du mich gleichzeitig nach meiner Meinung dazu fragtest, worin es darum geht, dass eine Therapeutin eine Klientin nicht nur in eine Sackgasse geführt hat, sondern das Leid der Klientin vermehrt und neues hinzugefügt und zusätzlich über andere Menschen Leid gebracht hat.

Die Therapeutin ist in sich sehr ungeklärt gewesen. Sie trägt auch noch viel unerlösten Hass in sich. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Missbrauch und den falschen Glauben daran, dass ihre Klientin und deren Geschwister als Kinder missbraucht worden sind, hat sich ein Gruppenfeld des Hasses und der Rache aufgebaut, was auch durch ihre eigenen seelischen Belastungen mitverursacht wurde.
Die Therapeutin ist als Kind oft emotional missbraucht worden. Sie hat ihr eigenes Missbrauchsthema nie richtig aufgearbeitet und projiziert es nun häufig auf ihre Klienten. Die Therapeutin fühlt sich zutiefst unsicher und minderwertig, weil als Kind ihre Bedürfnisse oft nicht für voll genommen oder manipuliert worden sind. Es bestand ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer Mutter. Sie glaubte immer wieder, der Mutter Trost und Beistand geben zu müssen für ihr schweres Leben. Die Mutter konnte es nicht ertragen, wenn sie ihr eigenes Leben leben wollte, denn dann wäre sie ja so allein, denn der Vater taugte eh nix. Um sich aber trotzdem irgendwie wertvoll zu fühlen und ihre Ansichten weitergeben zu können, kam sie auf die Idee, Psychologie zu studieren und Therapeutin zu werden, denn dann würde sie sich sicher wertvoll fühlen, wenn sie anderen helfen konnte. Sie fühlte sich jetzt von anderen gebraucht und bestätigt und sie konnte eine Richtung vorgeben. Niemand redete ihr rein und wenn doch, dann konnte sie ihre Autorität als Therapeutin ausspielen bis der andere klein bei gab. Sie musste immer die Oberhand behalten und immer Recht haben. Sie war stolz auf diese Gruppe, die sie da um sich gescharrt hatte und deren Oberhaupt sie war. Sie war auch stolz endlich einen Mann gefunden zu haben aus dieser Gruppe, der sie anhimmelte und dem auch sie sagen konnte, wo es langgeht.
Vergebung, Einfühlungsvermögen auch in den angeblichen Täter, Toleranz auch gegenüber anderen Meinungen all das war ihr fremd, das hatte sie nie bisher erfahren und konnte es so auch nicht weitergeben. In ihren Leben gab es nur schwarz - weiß Denken, entweder du bist mein Feind oder du bist mein Freund. Wer Feind war, war immer Feind und wer Freund war, war immer Freund. So hatte sie es auch bei ihren Eltern erfahren. Es gab Nachbarn mit denen man zusammen feierte und es gab Nachbarn, die man noch nicht einmal grüßte, obwohl es keinen besonderen Anlass gab, dass man sie nicht grüßen sollte. Doch die Eltern fanden immer Anlässe zum Nörgeln, Jammern und Klagen. Es musste immer alles perfekt sein und auch sie als Kind durfte sich keine Fehler leisten. Wenn ihr ein Missgeschick geschah, wurde darüber gelacht oder sie wurde ausgeschimpft. Ermutigende und tröstende Worte gab es in der Familie nicht. Die Fassade nach außen musste immer gewahrt werden. Wir sind eine Musterfamilie, bei uns ist alles in Ordnung. Doch im Unterbewusstsein der Therapeutin hatten sich von Kindheit an unerwünschte Gefühle angesammelt. Negative Gefühle wurden grundsätzlich verdrängt. Die durfte sie ja nicht ausdrücken. Auch Gefühlsduselei war verpönt. Es herrschte immer eine kühle sachliche Atmosphäre. Auch Lebensfreude war in diesem Elternhaus unbekannt. Es wurde immer nur geschuftet, diskutiert, gejammert und geklagt. Die Arbeit als Therapeutin war auch ein unbewusster Versuch durch die emotionale Arbeit mit den Klienten ins eigene Fühlen zu kommen, sich selbst zu spüren, seinen eigenen Wert und seine Autorität zu spüren. Als Therapeutin war man wer und wurde gebraucht.

Doch was macht nun einen guten Therapeuten aus?
Ein guter Therapeut hat die Fähigkeit, den anderen bewusst wahrzunehmen. Er nimmt die Strahlung seiner Aura war. Seine Wahrnehmung durchdringt das Energiefeld des Klienten und er ist sich dessen bewusst. Er hat Einfühlungsvermögen und Mitgefühl.

Er betrachtet und sieht während der Therapie nie nur die Seite seines Klienten, sondern erfasst immer das gesamte Feld, denn er möchte seine Klienten nicht von anderen Menschen trennen, von Menschen von denen sich der Klient z.B. unverstanden, getrennt und verletzt fühlt, sondern er strebt Heilung und Harmonisierung an.  
Ein guter Therapeut baut keine Atmosphäre des Hasses auf. Er schürt keine Projektionen. Er teilt nicht in Opfer und Täter. Er wird immer bestrebt sein, dass das gesamte Energiefeld geheilt wird, dem das Leid entsprungen ist.
Er selbst ist soweit geklärt, dass er von den negativen Gefühlen seiner Klienten nicht mehr erfasst wird, wenn auch berührt. Er selbst ist soweit geheilt und gereinigt, dass er so viel Liebeskraft ausstrahlt, dass ein Heilfeld entsteht. Der Klient darf während der Therapie in diesem geschützten Raum alle Gefühle ausdrücken, seinem gesamten emotionalen seelischen Schmerz Ausdruck verleihen. In diesem Heilfeld darf alles ausfließen.
Durch die Liebeskraft des Therapeuten erfährt der Klient einen Transformationsprozess.
Seine seelischen Schmerzen wandeln sich im therapeutischen Prozess, in diesem Heilfeld jedoch in Liebe und Vergebung. Hass schwindet in der hohen Liebesschwingung. Hass ist ja letztendlich gefrorene Liebe.
So geschieht es, wenn der Klient Mitgefühl und Liebe erfährt, dass er seine gefrorenen Gefühle wieder zulassen kann. Sie beginnen zu fließen. Sie fließen aus der Verdrängung heraus. Der emotionale Schmerz wird für diesen Moment noch einmal erfahr- und spürbar, doch die Wandlung in Liebe wird gleichzeitig eingeleitet.
Ein Klient, der durch oder nach einer Therapie in Hass und Wut bleibt und in die Projektion geht und damit im außen diesen Hass zu versprühen beginnt, hatte nicht nur den falschen Therapeuten, sondern einen gefährlichen.
Ein guter Therapeut wird nie die negativen Gefühle, die der Klient für andere empfindet nähren.
Er versucht nie einen Klienten auf Negatives im Außen zu stoßen, zu lenken, sondern überlässt das vollkommen der Seele des Klienten. Nur diese unterstützt er mit seiner Liebeskraft.
Er schenkt lediglich einen Raum der Liebe, wo der Klient diese aufkommenden Gefühle ausdrücken darf, damit diese sich in erweitertes Verständnis, Mitgefühl und schließlich umfassende Vergebung wandeln können. Der Therapeut, der selbst sein Ego geläutert hat, wird auch keine Wertung des Ausgedrückten vornehmen. Er vertraut der Heilkraft jedes einzelnen und das die Heilung so verläuft, wie es der Kraft des Klienten entspricht.
Er mischt sich nur mit einer wachen Beobachtungsgabe für das Gesamtgeschehen und einer liebevollen, mitfühlenden Grundhaltung ein und mit sonst nichts. Er lässt den Klienten alles selbst entdecken. So geschieht es, dass immer nur so viel offenbart wird, wie der Klient auch in dem jeweiligen Moment auch wirklich zulassen kann. Würde mancher mit der ganzen Wahrheit über sich plötzlich konfrontiert werden, könnte es zu einem totalen Zusammenbruch kommen.
Ein guter Therapeut will niemanden erziehen, niemanden richten, niemanden für sich gewinnen, niemanden manipulieren. Er selbst hat sich einem Heilprozess unterzogen, in dem er sich mit all seinen aufkommenden negativen Gefühlen auseinandergesetzt hat und auch immer wieder bereit ist, sich aufs Neue mit sich und seiner Innenwelt zu konfrontieren, wenn es notwendig werden sollte. So ist es möglich, aus Projektionen und Übertragungen auszusteigen und immer das Gesamte auf neutrale Weise im Blick zu behalten und so objektiv helfen zu können, ohne in Verstrickungen des Klienten zu geraten. Er ist Helfer, dass der Klient sich aus seinen Verstrickungen befreien kann und so in ein erfülltes und von innerer Harmonie durchdrungens Leben wachsen kann.
Das war mein Versuch, auf deine Frage einzugehen.

 


Beste Grüße an dich
Herzlichst Malina


 

 

 "Bei der Geistheilung geht es nicht darum,
irgendetwas zu tun - sie verlangt vielmehr,
die Schönheit und Liebe in anderen zu sehen
." S.173

 

Malcolm S. Southwood
aus "Wie Liebe heilen kann"
Knaur Verlag

 

 

"Wenn der Heiler über weniger Energie
verfügt als der Klient, dann zieht der Heiler
Energie von
seinem Klienten ab."

                                                S.156

 

Malcolm S. Southwood
aus "Wie Liebe heilen kann"
Knaur Verlag

 

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