Kommunikation - Diskussion

 

Liebe Michaela,

Dein Vetter nervt Dich im Moment mit der Hinterfragerei und seinen Vermutungen bzgl. eines Aufsatzes, den Du für eine Zeitschrift geschrieben hast.
Er fühlt sich verunsichert und angesprochen und erwartet nun von Dir Erklärungen, was Du wohl gemeint haben könntest. Gleichzeitig vermutet er, dass er von Dir nicht richtig verstanden wurde und Du eigene Gedanken in etwas Aufgenommenes interpretierst. Er unterstellt Dir nun, dass Du nicht genügend fragst und Du fragst Dich, was Du fragen sollst, wenn Du keine Fragen hast. Er möchte Dich nun in sein Kommunikations-Verhaltensmuster drängen, weil er es für das Richtige hält. Damit kommt er klar.
Er möchte jede Frage, die sich für ihn daraus ergeben hat von Dir erklärt haben.
Die Erklärung und Diskussion muss solange von statten gehen, bis er sich in Zufriedenheit und Sicherheit wiegt und er das Gefühl hat, er ist ja doch ein „Guter“, denn er fühlte sich nach dem Lesen des Zeitschriftenartikels nicht mehr gut. Er braucht ständig die Reflexion von der Außenwelt, dass man ein gutes Bild von ihm hat und es dem entspricht, was er gerne hätte.
Ob Du hinterher erschöpfst bist von der ewigen für Dich sinnlosen Diskutiererei, ist ihm egal. Wär eben Deine eigene Schuld.
Für ihn funktioniert dann wieder alles und nur das zählt. Alles läuft nach dem Motto, der „Betrieb“ muss laufen. Das feststehende Bild im Kopf darf nicht angetastet werden. Der Artikel tastete es wohl an, obwohl es ja nur ein allgemeiner Artikel war und nicht an ihn persönlich gerichtet.
Warum solltest Du auch einen Artikel, den Du für Deinen Vetter schreibst nicht an ihn schreiben, sondern in der Zeitschrift veröffentlichen für die Du nun schon solange schreibst?
Du fragst Dich nun, ob Du Dich schuldig fühlen musst, wenn Du Dich eben nicht auf Diskussionen einlässt, die Du nicht aus Dir heraus fühlst. Du fragst Dich sogar, ob es sogar eine Abwehrreaktion und egoistisch von Dir ist, dass es Dir gut geht, indem Du einfach das tust, womit es Dir gut geht.
Du fragst mich, ob es in Deiner Verantwortung liegt, alles von Dir Gesagte im Nachhinein jedem so zu erklären, bis er es versteht?
Du hast Dir natürlich auch deshalb diese Frage noch einmal gestellt, weil es ja um die Veröffentlichung Deines Buches geht und Du genau weißt, wie viele Fragen und Meinungen, Unterstellungen und Herausforderungen da auf Dich einstürzen werden.
Du fühlst, dass Du überhaupt keine Lust hast, Dich da auf etwas einzulassen, sondern Du möchtest auch dann weiterhin Deine Zurückgezogenheit und Deine Ruhe mit Deinem Liebsten leben.
Du hast keine Lust, Dich zu einer „öffentlichen“ Frau zu machen.
Du möchtest auf keinen Fall dem Marktplatz zur Verfügung stehen und da vielleicht an einen Stand, Erklärerin spielen müssen.
Liebe Michaela, mach Dir kein Rübchen. Alles ist in Ordnung in Deinem „Stübchen“. Es darf Dir gut gehen und Du musst niemanden Rechenschaft über etwas ablegen. Du musst niemanden Fragen beantworten, die sich ein anderer stellt. Du kannst und wirst Hilfestellung geben, wenn Du es aus Deinem Herzen fühlst, so wie Du es ja auch praktizierst. Du musst nicht mit Deinem Vetter über den Artikel diskutieren, den Du für diese Zeitschrift geschrieben hast und ich würde mich freuen, wenn Du weiterhin dort schreibst, denn ich lese diese sehr gerne. Auch habe ich noch nie erlebt, dass es für Dich ein Problem war, mir eine Frage zu beantworten, die ich an Dich stellte.
Vielleicht liegt es daran, dass wir uns gegenseitig auch noch nie in Frage gestellt haben und Dominanzgehabe gibt es zwischen uns nicht. Auch würdest Du nie den Versuch unternehmen, mich mit Absicht provozieren und manipulieren zu wollen. Die Reinheit und Ehrlichkeit des Umgangs miteinanander ist zu spüren.
Die einzige Verantwortung, liebe Michaela, die wir bei unserer Kommunikation zu übernehmen haben, ist die, dass wir darauf achten, dass sie aus dem Herzen kommt. Das Herz weiß immer, was gerade wo gebraucht wird. Es ist mit der Gesamtseele verbunden. Es ist wertfrei und neutral. Es strebt immer die Harmonisierung und Entwicklung des Ganzen an und strebt nach Auflösung und Heilung blockierter Energien.
Dein Vetter ist wohl mit Dir inniglich nicht sehr vertraut, dass er Dich immer wieder über den Rechtfertigungsweg versucht heraus zufordern. Vielleicht solltest Du ihm mal einen Spaziergang in der Natur empfehlen und ihm empfehlen, sich mehr dem Betrachten und Beschauen hinzugeben, damit er die Erfahrung machen kann, dass die wahren Antworten, die wahrhaft wichtig sind, aus einem selbst fließen.

 

Herzliche Grüße

Malina

 

 

 

 "Er war nie auf den Gedanken gekommen, zu meditieren.Philosophen meditieren nie. Ihr ganzer Lebensansatz ist rein intellektuell. Sie denken über alles nach, aber sie fangen nie an, ihre Erfahrungen zu beobachten - vor allem werden sie nie zum Beobachter ihrer inneren Gedankenabläufe." S.88

Osho
aus "Aus purer Lust am Leben"

 


„Er stand auf dem Gipfel des Berges, und erkannte die volle Bedeutung der Inschrift auf dem Felsen. Er hatte alles losgelassen, wovor er sich gefürchtet hatte, und alles, was ihm bekannt gewesen war und was er besessen hatte. Seine Bereitschaft, das Unbekannte anzunehmen, hatte ihn befreit. Nun gehörte ihm das ganze Weltall, und er konnte es wahrnehmen und genießen.“ S.92

 

 

Robert Fisher
aus „Der Ritter in der rostenden Rüstung“
Stendel Verlag



"Wann immer ihr aus vorgefertigten Schlüssen heraus handelt, handelt der Verstand." S.216

Osho
aus "Herz - Sutra"

"Wir werden auf Intellekt trainiert, darum vermag der Kopf sich so gut durchzusetzen. Aber keiner achtet auf das Herz. Im Gegenteil, es wird überall beiseite geschoben, denn es hat auf dem Markplatz keinen Wert. In der Welt des Ehrgeizes, in der Politik, in der Welt des Business bringt das Herz keinen Nutzen. S.153

Osho
aus "Schicksal, Freiheit und die Seele"

 

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