Meisterin
um zu sein

 

Meisterin,
Mich friert in dieser Glut.

Du schleuderst mich erbarmungslos
In abgrundtiefe Schlünde,
Wo ich verharren muss
So manche Stunde.

Meisterin,
Kein Tor und auch kein Licht,

Nur Dunkelheit trifft mich.
Doch finster ist es nicht.
Ich sehe mehr denn je, wenn
Ich gefallen aus dem Licht.

Meisterin,
So fern kann ich nicht schauen,

Ist lichterfüllt der Raum und
Hab nur meine Augen, zu sehen
Und den Verstand, der nur kennt
Die ihm vertrauten Formen.

Meisterin,
Bin hier nicht, was ich scheine,

Denn jeglicher erloschen ist.
Erlebe nicht was gestern war,
Ich heute lebe, denn hier ist
Alles untrenn- und unteilbar.

Meisterin,
Hier ist nichts, auch wenn

Schattenhaft so manches Bild
Versucht ist, zu erreichen mich,
Doch ehe es kann dringen  ein,
Löscht es sich aus im lichten Schein.

Meisterin,
Nichts bin ich hier,

Kein Ort ruft nach mir.
Die Stille schafft Bewegung,
Ordnet alles unaufhaltsam,
Reglos schau ich diesem Bann.


Meisterin,
Doch ertragen muss ich

Das Vibrieren, sich Verlieren,
Das in Strömen fließen,
Mich Verbrennen und von der
Dunkelheit verschlingen lassen.

 

Meisterin,
Kein Ich ist da, das aufhält das Geschehen,

Unaufhaltsam schafft sich Leben.
Formt und wandelt,
Neu gebären lässt,
Was gestorben ist.

Meisterin,
Was immer mich hier trifft,

Angst gibt es hier nicht,
So kann geschehen,
Erlösung, um zu sein,
Wie es Gottes Wille ist.

 

 




 

                                                                    Ute Malina Rößner

 

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