Ernst und Heiter

 

Ernst und Heiter
Treffen sích an der Himmelsleiter,
Wollen beide dort hinauf,
Doch beide denken,
Der andere,
Der schafft es nicht,
Der ist doch nicht wie ich.

 

Heiter sagt, du bist viel zu ernst,
Siehst das Leben als Aufgabe und Pflicht
Nicht als Geschenk,
Um in Freude aufzublühen,
Zu versprühen, was gerade ist,
Zu tanzen und zu singen
In seinem Tun bei allen Dingen.
Du grübelst über alles rum,
Was für dich nicht richtig ist,
Willst verändern stets die Welt,
Die es leichter zum Besten könnt,
Wenn du mal grinst,
Ihr nicht stets im Wege stehst
Mit deinem Gesicht.
So voller Ernst,
Als wär die Welt nur grässlich,
Wo es nichts zu lachen gibt und
Denen, die es tun am liebsten
Schuldgefühle machst.

 

Ernst sein Gesicht
Spricht schon ohne,
Dass er etwas sagt,
Doch sogleich erhebt er sich
Und spricht.
Du lebst so in den Tag,
Gedanken kennst wohl nicht,
Schon gar nicht weißt du,
Wie krank die Welt doch ist,
Welche Verantwortung ich trage,
Zu bessern das, was ist.
Ich will die Menschheit froh und heiter sehn,
Dass überall die schönsten Blumen blühen,
Gesang durch alle Räume klingt,
Düfte sprühen weit und breit
Und dafür trete ich ein und kämpfe ich
Mit jedem Mittel, das ist mir recht.
Ich denk nicht nur an mich
Wie solche Leichtfüssler
Und Unverantwortlichen wie du es bist.

 

Heiter sitzt lachend auf der Leiter und
Zu Ernst gewandt er spricht.
Also gut, dann bleib du hier
Und kämpfe für die Welt,
In der du lebst,
Damit sie ist,
Wie du sie sehen möchst,
Ich wünsch dir Glück.
Ich für meinen Teil
Lebe nicht, wo du zu Hause bist und
Ziehe dort auch nicht hin, denn.
Ich bin schon jemand von denen,
Die du möchst froh und heiter sehn und
Unbeschwert durchs Leben gehn.
So verabschiede ich mich,
Klettere jetzt hier hinauf und schau Dir zu,
Sing ein Liedchen nebenbei;
Schreib ein Verslein über dich,
Vielleicht auch zwei,
Will sehen,
Wie Du die Welt zum Lachen bringst,
Indem du ringst und kämpfst.

 

 

                                                                        Ute Malina Rößner

 

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