Bunte Scherben

 

Träumend wate ich
Durch den Bach,
Bleibe steh'n
Und gebe acht.

 

Den Blick im Wasser
Bis auf den Grund,
Freue mich
Über jeden Fund.

 

Bunte Scherben sammeln
Macht Spaß.
Beim Anblick dieser
Ich alles vergaß.

Jede Scherbe
Eine Geschichte doch hat.
Was war sie
Und wann und wo?
War sie bei Menschen,
Die traurig waren oder froh?

 

War sie Tasse, Teller oder Kanne?
Wurde sie zerschlagen
Von einer Mutter, einem Kinde
Oder einem Manne?

 

Was geschah mit dem Rest?
Liegt doch so vieles darin,
Was einen träumen lässt.

 

 

Bunte Scherben

 

Sobald im Frühling die Sonne etwas höher stand und begann das Wasser der Hachel, die sich durch das ganze Dorf schlengelte zu erwärmen, zogen wir Socken und Schuhe aus und hinein gings in den Bach, zu schauen und schauen mit unseren neugierigen Blicken nach Schätzen. Besonders hatten es uns die bunten Scherben angetan, die meist aus Keramik oder Porzellan und weniger aus farbigen Glas waren. Jede einzelne Scherbe war ein Sammlerstück. Dieses kam jedoch in keine Glasvitrine, wie man das vielleicht mit Sammlerstücken so macht, sondern wir verwendeten sie für Hüpfekästchen spielen.
Zuerst wurde mit der scharfen Kante der Scherbe das Hüpfekästchen in die Erde geritzt. Dann wurde sie wieder im Bach abgewaschen oder an den Sachen abgeputzt. Doch hauptsächlich wurde sie zum Werfen in die Kästchen verwendet. Zum Zeichnen des Kästchen verwendeten wir auch machmal ein Holzstöckchen. Die bunten Scherben nahmen wir  immer mit nach Hause und sie fanden  ihr Plätzchen in einen kleinen Säckchen.

 

                                                                        Ute Malina Rößner

 

Hier gehts zu den leiblichen Gedichten

 zurück